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Funktionsanalyse beim Zahnarzt
Bei Verdacht auf CMD

Von den Beschwerden durch die Funktionsanalyse zur erfolgreichen Therapie

Das menschliche Kausystem, bestehend aus Zähnen, Kiefer, Muskeln und Kiefergelenken, kann sehr leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Bereits geringfügige Veränderungen wie eine Zahnlücke können eine Reihe von Störungen in der natürlichen Funktion des Kiefers hervorrufen. Nicht immer sind diese Veränderungen spür- oder sichtbar, sodass eine Funktionsanalyse Aufschluss über die Gesundheit der Kiefergelenke geben kann.

Eine Funktionsanalyse beim Zahnarzt liefert Rückschlüsse auf die einwandfreie Funktion der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur. Werden Unstimmigkeiten festgestellt, spricht man von einer Funktionsstörung des Kiefergelenks. Grundsätzlich lassen sich Funktionsstörungen des Kiefergelenke gliedern in:

  • Störungen des Kiefergelenks (Arthropathien)
  • Störungen der Kaumuskulatur (Myopathien)
  • Störungen der Okklusion (Okklusopathien)

Die Gruppe aller möglichen Funktionsstörungen bezeichnet man als craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD. Lesen Sie hierzu mehr: Was ist CMD?

Aufgabe der Funktionsanalyse

Grundsätzlich kann mit einer Funktionsanalyse festgestellt werden, ob ein falscher Biss vorliegt und ob die Stellung der Kiefergelenke sowie das Zusammenspiel der Kaumuskulatur beeinträchtigt sind. Ein falscher Biss liegt dann vor, wenn die Verzahnung der Kiefer nicht stimmt, d.h. wenn der Oberkiefer nicht korrekt auf dem Unterkiefer aufliegt. Man spricht dann von einer Okklusionsstörung, die auf unterschiedliche Ursachen zurückführbar ist. Bereits eine Verschiebung um wenige Millimeter kann letztlich zu Beschwerden wie beispielsweise

führen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Kiefer stetig überbeansprucht wird, weil er die richtige Bisslage wiederherzustellen versucht. Aufgabe der Funktionsanalyse ist es also, selbst die kleinsten Veränderungen am Kiefer und den Kiefergelenken aufzudecken, um eine entsprechende Therapie einleiten zu können. Gerade in Bezug auf die Funktionsweise des Kiefergelenkes im Bereich der CMD-Diagnostik, ist die Funktionsanalyse ein unabdingbares Hilfsmittel. Somit steht eine Funktionsanalyse immer im engen Zusammenhang mit einer CMD-Therapie.

Um Störungen analysieren und behandeln zu können, wird das Kiefergelenk sowohl einer klinischen (manuellen) als auch instrumentellen Funktionsanalyse unterzogen.

Wann ist eine Funktionsanalyse sinnvoll?

Beide Arten der Funktionsanalyse erfassen krankhafte Veränderungen der Kieferfunktion. Dabei werden Zähne und Zahnhalteapparat, Kaumuskulatur und Okklusion sowie die Kiefergelenke gleichermaßen berücksichtigt. Deshalb kann eine Funktionsanalyse nicht nur bei Verdacht auf eine craniomandibuläre Dysfunktion wichtige Informationen liefern, sondern erweist sich ebenso bei den unterschiedlichsten Behandlungen als besonders hilfreich. Zum Beispiel:

  • bei Zahnrestaurationen wie Kronen, Brücken und Prothesen
  • bei Erkrankungen der Kiefergelenke
  • bei Gelenkgeräuschen (Reiben oder Knacken)
  • bei Kieferschmerzen
  • bei Einschränkungen der Bewegung (Kiefersperre)
  • zur Behandlung von Bruxismus
  • bei Verspannungen und Schmerzen der Kaumuskulatur
  • bei Parodontitis mit Fehlbelastungen
  • zur Verlaufskontrolle innerhalb der CMD-Therapie
  • zur Herstellung und Anpassung von Aufbissschienen
  • innerhalb kieferorthopädischer Behandlungen
  • als ergänzende Diagnostik bei Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • als ergänzende Diagnostik bei orthopädischen Fragestellungen

Die Einsatzmöglichkeiten der Funktionsanalyse sind sehr vielseitig und gehen sogar mitunter über die Behandlung beim Zahnarzt hinaus. Kein Wunder also, dass dieses Diagnostikverfahren häufig Anwendung findet. Es ist schmerzarm, nicht invasiv und liefert besonders aussagekräftige Ergebnisse.

Kosten für eine Funktionsanalyse

Da die Kosten für eine Funktionsanalyse bisher nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, müssen sie vom Patienten selbst getragen werden. Die Kosten für eine Funktionsanalyse hängen vom tatsächlichen Arbeitsaufwand ab und variieren von 80 – 200 € je nach Schwierigkeitsgrad. Das ist aber oftmals nur ein Bruchteil der Gesamtkosten. Weitere Kosten entstehen für zusätzliche Diagnostikmaßnahmen und ggfs. für die Behandlung einer Funktionsstörung des Kiefers. Erfahren Sie mehr zu den Kosten einer Kiefergelenkstherapie.

Klinische Funktionsanalyse

Bei einer manuellen oder klinischen Funktionsanalyse werden mögliche Veränderungen durch Betrachtung und Abtasten analysiert. Zunächst wird eine genaue Anamnese erhoben. Dabei sollen Fragen beantworten werden, die sowohl die Art der Schmerzen als auch ihre Lokalisation, Dauer und Stärke sowie mögliche Auslöser eingrenzen. Im Anschluss wird die Kau- und Kopfmuskulatur mit den Fingerspitzen auf ihre Druckempfindlichkeit untersucht.

Zudem wird besonders darauf geachtet, ob Einschränkungen beim Öffnen des Mundes, wie eine Kiefersperre, vorliegen. Auch die Untersuchung der Körper- und  Kopfhaltung spielt bei der manuellen Funktionsanalyse eine große Rolle, denn alle Abweichungen von der Norm können Hinweise auf eine craniomandibuläre Dysfunktion sein.

Um sämtliche Ursachen abzuklären, wird im Anschluss eine Kontrolle auf Frühkontakte durchgeführt. Dabei muss der Patient auf eine färbende Folie beißen. Anhand des Abdrucks kann ein falscher Biss erkannt werden. Frühkontakte entstehen, wenn z.B. eine Zahnfüllung zu hoch ist und beim Zusammenbeißen der betroffene Zahn viel eher mit dem gegenüberliegenden Zahn zusammentrifft, als mit dem Rest der Zahnreihe. Dadurch ergibt sich ein falscher Biss, die Okklusion stimmt nicht mehr.

Eine solch umfangreiche klinische Funktionsanalyse gibt wichtige Hinweise auf mögliche Ursachen. Sie stellt eine Basisuntersuchung dar, deren Ergebnisse die Basis für Einleitung weiterer Diagnoseverfahren und einer geeigneten Therapie darstellt. In der Regel wird sie durch eine instrumentelle Funktionsanalyse ergänzt.

Instrumentelle Funktionsanalyse

Eine instrumentelle Funktionsanalyse wird erst nach einer klinischen Funktionsanalyse durchführt. Anhand der ersten diagnostischen Ergebnisse werden die Kaubewegung und die Position der Kiefergelenke näher analysiert. Auf diese Weise kann der Zahnarzt nicht nur durch Betrachtung von Röntgenbildern und klinischer Befundung von Zähnen und Zahnfleisch weitere Diagnosen stellen, sondern auch durch spezielle Messverfahren Aussagen über den Gesundheitszustand des Kiefergelenks treffen. 

Zuerst wird mit Hilfe eines sogenannten Bissregistrats die Lagebeziehung von Ober- und Unterkiefer zueinander aufgezeichnet. Anhand dieser weichen Platte, die meist aus Wachs, Kunststoff oder Metall besteht und auf die der Patient draufbeißt, können die Kontakte und Stellung der Kiefer vermessen werden. Zur weiteren Analyse wird ein Gesichtsbogen eingesetzt. Er macht es möglich, die exakte Positionierung des Kiefers zum Kiefergelenk und der Zahnreihen zum Schädel zu ermitteln.

Aus den gewonnenen Daten wird ein Gipsmodell angefertigt, dass anschließend in den Artikulator eingesetzt wird, der die Kaubewegungen imitiert. Dies gibt Rückschlüsse darüber, wie der funktionelle Zustand des Kiefers ist und welche Behandlungsmaßnahmen getroffen werden müssen.

Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit die instrumentelle Funktionsanalyse mit Hilfe eines computergestützten Verfahrens durchzuführen. Dabei werden die Bewegungen und der Kaudruck von Sensoren aufgezeichnet und die Messdaten digital dargestellt.

Diagnose: CMD – Wie geht es weiter?

Mit den gewonnenen Daten kann ein individueller und passender Behandlungsplan erstellt werden. Die Maßnahmen die zur Behandlung einer craniomandibulären Dysfunktion getroffen werden, unterscheiden sich nach Art und Ausmaß der Fehlfunktion und können bei jedem Patienten unterschiedlich ausfallen. Der Aufwand kann also stark variieren und sich ebenso simpel wie komplex gestalten.

In der Regel wird zunächst eine Schienentherapie eingeleitet. Diese sieht die Fertigung einer individuellen Aufbissschiene vor, die die Stellung der Kiefergelenke zueinander positiv beeinflusst und Begleitsymptomen wie Zähneknirschen, abgeriebenen Zähnen und Muskelverspannungen effizient entgegen wirkt. Eine weitere und vor allem dauerhafte Behandlungsmethode zur Berichtigung einer Kieferfehlstellung kann die Versorgung mit Zahnersatz sein.

Auch die Anpassung von vorhandenem Zahnersatz, der als Ursache für die Kiefergelenkstörung ausfindig gemacht wurde, kann das Kiefergelenk wieder in die korrekte Position bringen. Bestehender Zahnersatz kann beispielsweise durch langjährige Abnutzung oder Fehlbelastung der Zähne eine Ursache für die Beschwerden sein. 

Eine CMD kann auch weitreichende Folgen außerhalb des Mundraumes haben, so dass diese oftmals nicht ursächlich mit Erkrankungen derselben in Verbindung gebracht werden. Beispielsweise können regelmäßig auftretende Kopfschmerzen, Migräne, Rückenschmerzen, Gliederschmerzen und auch Probleme im Magen- oder Darmtrakt ihre Ursache in einem „falsch eingestellten“ Kiefergelenk haben und auf charakteristische CMD Symptome hindeuten. Es lohnt sich also in jedem Fall, auch im zahnmedizinischen Bereich über den Tellerrand zu schauen und die Beziehungen von Organen untereinander zu betrachten.

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2023

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